Nachhaltig und flexibel | Kindergarten in Saalfeld
Kindergartenneubau mit QNG-Förderung
Den Einfluss von Fördermitteln auf eine nachhaltige Bauweise zeigt ein Kindergarten-Bau der AWO in Saalfeld. So wurde das Gebäude nicht nur bedarfsflexibel gebaut, sondern besteht zu einem Teil aus RC-Beton, wodurch der Einsatz von Primärmaterial reduziert werden kann.
Der Bau eines Kindergartens ist nicht so einfach umzusetzen, wenn er nicht durch Fördermittel unterstützt wird. Deswegen hat die AWO in Saalfeld passende Fördermittel für den neuen Kindergartenbau gesucht und ist beim KfW 40 plus QNG fündig geworden. Damit bekommen sie sowohl Zuschüsse als auch ein zinsgünstiges Darlehen, müssen aber QNG-Standards einhalten (Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude).
Anforderungen aus dem QNG-Zertifikat
In der bisherigen Planung wird ein QNG-Zertifikat in Silber angestrebt, womit einige Anforderungen des nachhaltigen Bauens einhergehen, zum Beispiel der Einsatz von RC-Beton, Holz aus zertifizierter nachhaltiger Forstwirtschaft oder ein beschränkter Einsatz bauchemischer Mittel. Diese zusätzlichen Anforderungen an das Gebäude führen zwar zu einem nachhaltigeren Gebäudebestand, gehen aber auch mit einem erhöhten Planungsaufwand einher, da während der Ausschreibungs- und Bauphase jedes Leistungsverzeichnis auf Kompatibilität mit dem QNG-Zertifikat überprüft werden muss. So gehen bei diesem Projekt etwa die Hälfte der Fördermittel in den zusätzlichen Planungsaufwand und die Bezahlung des externen Auditors, der die Anforderungen an den Bau, die verwendeten Baustoffe und Bauweisen überwacht, Leistungsverzeichnisse überprüft und die beteiligten Firmen über die Vorgaben auf der Baustelle informiert.
Materialeinsparungen durch Verwendung von RC-Beton
Ein besonderes Merkmal des Projekts ist der Einsatz von RC-Beton, welcher durch das QNG-Zertifikat gefordert ist. Etwa 30% des eingesetzten Betons am Kindergarten müssen zukünftig aus recyceltem Beton bestehen, um eine QNG-Zertifizierung in Silber zu erhalten. Bei höheren Zertifizierungsstufen wie Gold und Platin steigt dieser Anteil entsprechend an. Dies kam jedoch für die AWO nicht infrage, da die Fördermenge unverändert geblieben wäre. Insofern wäre eine strengere Zertifizierung in Gold oder Platin nur mit Mehraufwand und -kosten verbunden gewesen, die nicht gegenfinanziert wären.
In Thüringen gestaltet sich die Beschaffung von RC-Beton bisher als Herausforderung, da nur wenige Betonwerke diesen herstellen. Die Wahl des RC-Beton-Lieferanten fiel schlussendlich auf ein Betonwerk in Leipzig. Aufgrund langer Lieferzeiten und darin begründeter erschwerter Planung wurden für den Einsatz von RC-Beton Bauteile ausgewählt, die lange Lieferwege vertragen. RC-Beton findet sich nun in der Sauberkeitsschicht, dem Stahlfundament, der Bodenplatte und im Aufbeton der Decken. Der Genehmigungsprozess von RC-Beton und konventionellem Beton lief zwar grundsätzlich gleich ab, allerdings sind die Materialkosten von RC-Beton bei diesem Projekt etwa 30% über denen von konventionellem Beton. Es werden zwei verschiedene Betonsorten mit unterschiedlichen Expositionsklassen verwendet.
Das Gebäude besteht aus einem einschaligen Mauerwerk mit mineralischen Aufbauten ohne zusätzliches Wärmedämmverbundsystem. Abgedeckt wird das Gebäude mit einem flachen Satteldach aus Holz. Dieses soll mit einer 80 kWp Solaranlage belegt werden. Außerdem vervollständigt eine Wärmepumpe das Strom- und Wärmekonzept.
Flexibles Gebäudedesign für zukünftige Bedarfe
Spannend an dem Gebäude ist auch die bedarfsflexible Planung. Aktuell wird das Gebäude als Kindergarten gebaut. Dabei wird lediglich ein Mindestmaß an tragenden Wänden und Raumabtrennungen aus Leichtbau verwendet. So können die Räume zukünftig umgestaltet und an veränderte Bedarfe, z.B. ein Altersheim angepasst werden. Diese flexible Planung zeigt sich nicht nur in der Raumstruktur, sondern beispielsweise auch bei den Aufzügen, die größer sind als für einen Kindergarten notwendig. So wurden auch die Barrierefreiheit und der Brandschutz auf zukünftige Bedarfe ausgelegt. Die Gebäudetechnik und Fassadengestaltung ist ebenfalls auf Bedarfsänderung ausgelegt. Es gibt z.B. keine großen Glasfassaden, sondern Einzelfenster, sodass dazwischen leicht Wände eingezogen werden können. Außerdem besteht eine konsequente Trennung zwischen der Primär- und Sekundärstruktur, also dem Rohbau und der Haustechnik. Die Haustechnik kann ausgetauscht werden, ohne dass der Rohbau groß bearbeitet werden muss. Dies ist interessant, weil die Haltbarkeit der Haustechnik wesentlich geringer ist als die des Rohbaus.
Für die Planung ist auch interessant, dass vom Auditor ein Gebäuderessourcenpass erstellt wird. So kann auch zukünftig nachvollzogen werden, welche Materialien wo eingesetzt worden sind.
Das Gebäude befindet sich aktuell noch in der Bauphase. Im Oktober 2024 war das Richtfest. Die Fertigstellung ist für 2026 geplant.