Nachhaltiges Wohngebiet | Erlenhöfe in Jena

Wie ein nachhaltiges Wärme- und Stromkonzept in einem Quartier aussehen kann.

Die Erlenhöfe in Jena machen es vor. Das Projekt der Wohnungsgenossenschaft „Carl Zeiss“ im Osten Jenas besteht aus mehreren Gebäuden mit insgesamt 140 Wohnungen, 120 davon sozial gefördert.

Es verbindet verschiedene Aspekte des nachhaltigen Bauens miteinander. Sämtliche Dachflächen sind begrünt und fast vollständig mit PV ausgelegt. Der Solarstrom wird den zukünftigen Mietern über die Tochterfirma Rautal Wohnbau, Verwaltungs- und Beteiligungs GmbH Jena bereitgestellt, die als Contractor sowohl Stromerzeuger als auch Stromlieferant sind. Speicher im Keller sorgen auch nachts für eine erneuerbare Stromversorgung.

Nahwärmekonzept in Zusammenarbeit mit Gärtnerei

Neben Strom kann auch günstigere Wärme bei der Tochterfirma Rautal gekauft werden. In Zusammenarbeit mit einer naheliegenden Gärtnerei ist ein Nahwärmekonzept für das Quartier entstanden. In der Gärtnerei werden Grünschnittabfälle der kommunalen Stadtpflege gesammelt und in einem Biomassekraftwerk verbrannt. Das dadurch erhitzte Wasser wird über einen Pufferspeicher mit einer Vorlauftemperatur von 80 bis 90°C in das Nahwärmenetz der Häuser geleitet. Dies stellt die Deckung der Grundlast sicher mit dem Ziel, das Quartier zu 85 Prozent aus regenertativer Energie zu versorgen. In Spitzenlastzeiten sichert ein Gaskessel den zusätzlichen Bedarf.

Unser Antrieb, als wir uns um die Vergabe des Grundstücks beworben haben, war, mehr bezahlbaren Wohnraum für unsere Mitglieder und damit für die Einwohner der Stadt Jena zu schaffen.

Die Ein- bis Sieben-Raum-Wohnungen wurden außerdem in Modulbauweise errichtet. Dabei wurden Bäder als fertige Systeme eingesetzt und Wände durch Fertigbauelemente mit bereits eingebauter Anschlusstechnik installiert. Durch diese serielle Bauweise konnte eine Bauzeit von zirka 2 ½ Jahren für das gesamte Quartier eingehalten werden, abgesehen von den Außenarbeiten. Im Fazit der Wohngenossenschaft heißt es: Das Serielle Bauen birgt Herausforderungen und ist besonders eine Möglichkeit für eine schnellere Bauzeit, hat aber preislich keinen Vorteil. Die Eigenkapitalrendite des Projektes liegt bei 0,02 Prozent.

Durchdachte nachhaltige Quartiersplanung

Abseits davon zeugt das Quartier von einer durchdachten nachhaltigen Bauplanung: Für gepflasterte Außenflächen wurden teilweise Steine mit einem um 90 Prozent reduzierten Zementanteil verwendet, die nicht wesentlich teurer als andere Steine sind, aber eine deutlich andere Außenwirkung haben. Jeder der 100 Stellplätze für PKW ist für E-Autos vorbereitet. Es gibt außerdem Car-Sharing Plätze und 360 Fahrradstellpllätze in und vor den Gebäuden. Die Außenanlagen sind bepflanzt mit essbaren Sträuchern und Bäumen und es gibt Möglichkeiten der gemeinschaftlichen Nutzung für verschiedene Altersgruppen. Die Balkone in Richtung der Bundesstraße sind gesondert durch Schallschutzfenster geschützt. 90 Prozent der Wohnungen sind barrierefrei gestaltet, eines der Häuser ist vollständig rollstuhlgerecht gebaut.

Besonders interessant ist die Zusammenarbeit mit dem Kommunalservice Jena, die zeigt, dass es sich lohnen kann, benachbarte Unternehmen anzusprechen und Alternativen der Wärmeversorgung aus der Umgebung zu überprüfen.